Kubitaltunnelsyndrom

Das Kubitaltunnelsyndrom (Sulcus ulnaris Syndrom, Ellenrinnensyndrom, Ulnarisrinnensyndrom) wird durch eine Einengung des Ellennerven (Nervus ulnaris) im Ellenbogenkanal (Kubitaltunnel) verursacht und ist nach dem Karpaltunnelsyndrom das zweithäufigste periphere Nervenkompressionssyndrom. Die Neuerkrankungsrate liegt bei etwa 25 auf 100.000 Patienten. Die Ursache für dieses Problem ist in den meisten Fällen unbekannt und kann eine Jahre zurückliegende Ellenbogengelenksverletzung, eine Arthrose des Ellenbogens oder eine chronische Druckschädigung des Nerven sein. Als weitere pathogenetische Faktoren sind wiederkehrende oder andere äußere Druckeinwirkungen, begünstigt durch eine flache Ulnarisrinne am Ellenbogen, sowie eine bei Unterarmbeugung eintretende (Sub-) Luxation des N. ulnaris zu nennen.

Diagnose und Untersuchung

Typisches Symptom des Kubitaltunnelsyndroms sind bei der Untersuchung des Patienten durch den Arzt Missempfindungen oder Taubheit am Kleinfinger, kleinfingerseitigen Ringfinger und an der kleinfingerseitigen Handkante, insbesondere bei Beugung des Ellenbogengelenks. Bei länger anhaltender Einklemmung kommt es zur Kraftminderung (Paresen) in der Hand, z. B. beim Schreiben und bei der Fingerspreizung. Schließlich tritt ein Muskelschwund (Atrophie) an der Mittelhand auf, der am besten zwischen Daumen und Zeigefinger erkennbar ist.

Die Diagnose wird in der Regel nach der klinischen Untersuchung durch den Handchirurgen mittels einer Messung der elektrischen Nervenleitgeschwindigkeit bei einem Neurologen gesichert. Weiterhin können mit der Sonografie (Ultraschalluntersuchung) Größen- und Lageveränderungen des N. ulnaris am Ellenbogen dargestellt werden. Zudem lassen sich zystische Veränderungen in Gelenknähe (z. B. Ganglien) gut darstellen. Die Magnetresonanztomografie (MRT) ist im Frühstadium der Erkrankung ebenso aussagekräftig. Die MR-Neurografie kann zusätzliche Informationen über das Ausmaß der Nervenschädigung liefern. Auf eine konventionelle Röntgenuntersuchung, insbesondere nach vorausgegangenen Unfällen im Ellenbogenbereich, sollte zur Detektion von Verkalkungen und arthrotischen Veränderungen nicht verzichtet werden.

Konservative Therapie

Maßnahmen wie kurzfristige Immobilisation und Polsterung in einer Schiene können manchmal zu einer Linderung der Beschwerden führen. Auch antiphlogistische Medikation (z. B. Ibuprofen, Diclofenac, Cox2-Hemmer etc.) und unterstützende Krankengymnastik können hilfreich sein. 

Operative Therapie

Sofern die konservative Behandlung des Sulcus ulnaris Syndroms zu keiner Besserung der Beschwerden und Schmerzen geführt hat, ist die chirurgische Behandlung des Kubitaltunnelsyndroms sinnvoll. Dies sollte in Abhängigkeit vom in den Untersuchungen festgestellten Schweregrad der Nervenschädigung spätestens nach 6 Wochen erfolgen. Hierbei muss der Ulnarisnerv am Ellenbogen von allen möglichen Einengungen befreit (dekomprimiert) werden.  Durch die rechtzeitige operative Behandlung kommt es zu einer dauerhaften Besserung (Heilung), allerdings ist ein bestehender Muskelschwund (Atrophie) nicht oder nur unzureichend rückbildungsfähig. 

Bei der nach wie vor am häufigsten durchgeführten einfachen Dekompression des N. ulnaris wird der Nerv über einen 4–6 cm langen Schnitt am Ellenbogen nach Durchtrennung der ihn einengenden anatomischen Strukturen freigelegt. Eine Verlagerung des Nerven ist nur in seltenen Fällen erforderlich, z. B. bei Luxationen des N. ulnaris aus der Ulnarisrinne bei der intraoperativen Beugung. 

Die Technik der endoskopischen Operation erfordert lediglich einen sehr kleinen Schnitt (ca. 20 mm), erlaubt aber dennoch eine ausgedehnte Dekompression des Nerven (20 bis 30 cm). 

Nachbehandlung

Die Entfernung des Nahtmaterials erfolgt nach 12 bis 14 Tagen. Postoperativ erhält der Patient einen Watteverband für eine Woche und kann frühzeitig mit Physiotherapie beginnen. Eine Schienenbehandlung mit zweiwöchiger Ruhigstellung ist nur erforderlich, sofern der Nerv operativ verlagert werden musste. Eine nicht handwerkliche Tätigkeit kann bei der offenen Technik nach 2 bis 3 Wochen wieder aufgenommen werden, bei der endoskopischen Technik ist dies etwas früher möglich. 

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